header.png

Ein Züchterjahr


Ein Jahr im Leben eines Züchters von Nishikigoi in Japan

Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen einmal einen Einblick in ein Arbeitsjahr eines Züchters geben. Wie sieht denn der Alltag einer Farm aus und welche Arbeit steckt denn hinter der Zucht und dem Verkauf von Nishikigoi in Japan. Sicherlich kann der eine oder andere Monat von Farm zu Farm variieren, aber im Grundprinzip arbeiten alle Farmen nach dem gleichen Schema.

Beginnen wir das Jahr im Leben eines Züchters aber mit dem absoluten Highlight im Jahr. Fangen wir im Oktober an, denn zu dieser Zeit beginnen viele Farmen mit dem Abfischen der Naturteiche und sehen somit das Ergebnis ihrer harten Arbeit der ganzen Saison.
in diesem Monat werden die Naturteiche abgelassen und die Ernte der Tiere aus den Naturteichen beginnt. Je nach Farm und Region in Japan werden dabei teilweise mehr als 50 Teiche abgefischt und die Tiere zur sicheren Überwinterung, der Präsentation und natürlich zum Verkauf in die Glashäuser gebracht. Es gibt auch große Farmen, die mehr als 100 dieser sogenannten Mudponds bewirtschaften und somit eine sehr große Anzahl an Nishikigoi abzufischen haben. In den meisten Fällen werden die Teiche über einige Tage bis zu einem idealen Wasserstand abgelassen. Dann werden Schleppnetze eingesetzt, um die Tiere an einem idealen Ort zusammen zu treiben, um Sie dann Stück für Stück und mit der Hand aus dem Naturteich herauszunehmen. Das ist harte körperliche Arbeit, denn nur mit dem Fangen ist es nicht getan. Die Tiere werden nun in ein bereit gestelltes Becken mit sauberen Wasser gesetzt. Anschließend kurz begutachtet und wieder in ein belüftetes Becken auf dem Auto für die Fahrt ins Glashaus gesetzt. Manche Teiche sind dabei so schwer zugänglich, dass hier Schwerlastkräne oder viele Leute, die die Tiere per Hand in der Plastiktüte zum Auto tragen eingesetzt werden. Wie gesagt, schwere körperliche Arbeit. Je nach Farm und Wetter kann sich das Abfischen bis in den Dezember hinein fortsetzen. Die Prozedur dabei ist aber immer gleich.
Sind alle Fische aus dem Naturteich abgefischt und auf dem Auto oder LKW verladen geht es zurück zur Farm. Dort werden die Fische dann in die vorbereiteten Becken gesetzt. Bestimmte Nishikigoi werden vorher noch vermessen, fotografiert und eventuell wird noch ein kurzes Video für den Kunden oder Eigentümer erstellt, denn nicht alle abgefischten Tiere sind für den Verkauf. Einige hochwertige Tiere sind Kundenfische und werden auf der Farm weiter großgezogen und/oder für Koishows vorbereitet.


Beginnend mit dem Oktober geht es im November mit dem Abfischen weiter und es kommen die ersten Kunden aus Nah und Fern auf die Farm. Hier kann der Züchter seine Nishikigoi wunderbar und wetterunabhängig präsentieren, um Verkäufe zu tätigen. Die Tiere sind nun selektiert und werden in verschiedenen Becken mit verschiedenen Preisen zum Verkauf angeboten. Gleichzeitig werden die Tosai wieder selektiert und zum Verkauf angeboten. Zusätzlich werden die abgefischten Mudponds völlig entleert, gesäubert, von Unrat befreit und das Equipment, wie zum Beispiel Futterautomaten nach Hause geholt.
Auch die ersten Exporte werden getätigt. Das heißt, Tiere werden für den Versand vorbereitet, verpackt und zu den Kunden weltweit geschickt. Andere Fische werden für diverse Koishows vorbereitet, die meistens im November beginnen und im Februar mit der All Japan Koishow, der Weltmeisterschaft für Nishikigoi ihren Höhepunkt findet.


Auch der Dezember steht ganz und gar im Zeichen der Präsentation, Kundenbesuche und Verkauf der Nishikigoi. Zusätzlich werden auch hier wieder Tiere selektiert und zur weiteren Aufzucht oder zum Verkauf bereitgestellt und, wenn erforderlich werden wieder Nishikigoi zu diversen Koishows gebracht. Wie im Oktober werden die Farmen auch von den örtlichen Behörden besucht, um den Gesundheitsstatus der Fische zu überprüfen. Die Prüfungen finden im Turnus normaler Weise zweimal im Jahr statt. Nur die Farmen, die regelmäßig untersucht werden, dabei vorbildlich handeln und keinerlei Erkrankungen der Tiere aufweisen erhalten hier die Genehmigung zum Export von Nishikigoi.

Auch der Januar steht wieder im Zeichen der Selektion und der Kundenbesuche, Kundenpflege auf der Farm, sowie dem Verkauf und dem Versand von Nishikigoi. Gleichzeitig bereitet man sich langsam auf die größte Koishow der Welt im Februar vor.

Es ist Februar und jede Farm in Japan ist gespannt auf die All Japan Koishow in Tokio. Viele renommierte Farmen stellen hier im Auftrag ihrer Kunden Fische aus, sind als Helfer oder Preisrichter vor Ort. Hier stehen die Präsentation und die Kundenpflege im Vordergrund. Fische für die Show vorbereiten, Zur Show bringen, sicher einsetzen und nach der Show wieder verpacken und zur Farm zurückbringen. Viel Arbeit für drei Tage. Vor allem nach der Show, wenn es darum geht, die wertvollen Tiere wieder einzugewöhnen.

Es kommt der März und so langsam, aber sicher nähert sich die Verkaufssaison dem Ende zu. Es wird spannend, denn jetzt werden die Weichen für das kommende Jahr gestellt. Der Frühling kommt und somit beginnt erneut eine wichtige Selektionsphase. Nun geht es darum, welche Tiere zum weiteren Wachstum in die Naturteiche kommen. Was wird behalten und was wird noch in den Abverkauf kommen. Dies zieht sich durch alle Altersstufen der vorhandenen Nishikigoi. Genau so, wie die Frage nach der Anzahl der Fische, die in die Naturteiche gesetzt werden, und vor allem wie viele Teiche dieses Jahr genutzt werden. Zusätzlich werden die ersten Teiche für die neue Saison vorbereitet. Sie werden kontrolliert, diverse Reparaturarbeiten werden durchgeführt, Equipment wird bereitgestellt und alle Vorbereitungen getroffen, um die Fische sicher einzusetzen. Nicht vergessen darf man weiterhin den Versand der verkauften Fische. Dies zieht sich meistens bis Ende Mai hin.

Der April ist gekommen und hier beginnt der Züchter nicht nur mit der absoluten letzten Selektion und dem Setzen der Fische in die Naturteiche. Jetzt beginnt auch die Auswahl der Zuchttiere und die Vorbereitung auf die neue Koizucht, die Ende April, Anfang Mai startet. Zuchtbecken in den Gewächshäusern werden vorbereitet. Die Elterntiere werden ausgewählt und dann startet die Koizucht auf den Farmen. Zusätzlich werden ausselktierte Tiere zum Verkauf angeboten. Aber nicht denken, dass das schlechte Fische wären. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn diese Tiere werden meist nur aus einem Grund zum Verkauf angeboten und das ist der Platzmangel, denn oftmals hält der Züchter mehr Tiere zurück, als er eigentlich in seine Teiche setzen kann.

Im Mai ist die Zucht im vollem Gange und auch das Setzen der Tiere in die Mudponds neigt sich dem Ende zu. Die Gewächshäuser dienen jetzt nur noch der Zucht und der Aufzucht der frisch geschlüpften Nishikigoi. Gleichzeitig werden die ersten Teiche im Freien zur Aufzucht der neuen Tosai vorbereitet. Diese Teiche sind meist sehr flach und werden mit Plankton, Wasserflöhen und Daphnien angereichert, damit die jungen Fische genügend Nahrung finden, um sich optimal zu entwickeln.

Im Juni kommen nun auch die zur Zucht eingesetzten Elterntiere wieder in ihre Außenteiche. Die harte Arbeit der Selektion von den kleinen Nishikigoi beginnt und die ersten neuen Jungfische werden in die Außenteiche gesetzt. Je nach Farm werden dabei hunderttausende von kleinen Koi begutachtet und selektiert, denn nur ein Bruchteil der Fische erfüllt das gewünschte und gesuchte Ergebnis. Oftmals werden bei der ersten Selektion der Jungfische die ganze Familie und Freunde und gute Bekannte eingesetzt, denn sonst wäre der Arbeitsaufwand nicht zu schaffen. Dazu kommt auch die regelmäßige Kontrolle der Naturteiche, kleinere Reparaturarbeiten und das Befüllen der Futterautomaten, oder das Füttern mit der Hand der ganzen Außenteiche dazu.

Im Juli wird es wieder stressig, denn nun beginnt es mit dem Abfischen der Tosai Teiche und der erneuten Selektion der Jungfische. Die jungen Nishikigoi ziehen nun in etwas tiefere und größere Teiche zum weiteren Wachstum um. Gleichzeitig beginnen einige Farmen mit der zweiten Runde der Koizucht. Manche Farmen züchten nämlich zweimal im Jahr. Auch hier werden in den Gewächshäusern wieder Becken vorbereitet und Elterntiere zusammengesetzt. Die zweite Runde der Koizucht kann beginnen.

Es ist August und die zweite Runde der Zucht ist beendet. Tosai werden wieder selektiert. Von einem zum anderen Naturteich gebracht und der Züchter kontrolliert und versorgt seine anderen Naturteiche. Es gibt hier keinen Urlaub oder eine Verschnaufpause. Gleichzeitig werden die Gewächshäuser gereinigt, diverse Kleinigkeiten werden repariert und auf das erneute Abfischen wird sich vorbereitet.

Der September ist gekommen. Wieder werden Tosaiteiche abgefischt. Tosai selektiert und so langsam, aber sicher bereitet man sich auf die große Koiernte vor, die im Oktober beginnt. Letzte Vorbereitungen in den Gewächshäusern laufen, um die Tiere wohlbehalten wieder nach Hause zu bringen. Das Abfischen wird koordiniert, sei es mit den Helfern, eventuellen Besuchen von Kunden, die diesem Event beiwohnen wollen oder mit dem Buchen von Kränen oder LKW, um einen reibungslosen Ablauf des Abfischens zu gewährleisten und schon ist ein Jahr vergangen und alles beginnt wieder von vorne.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in das Jahr einer Farm und es gibt noch viele Dinge drum herum die ein Züchter zu leisten und zu beachten hat. Dazu gehört nicht nur die Pflege der Tiere, der Gewächshäuser und der Naturteiche. Auch Neubauten, Modernisierungen, Ausweiten der Zucht und die Pflege der Kunden müssen das ganze Jahr im Auge behalten werden. Ich wollte Ihnen mit diesem Bericht mal aufzeigen, wie viel Arbeit wirklich hinter der Zucht von Nishikigoi steckt. Es ist eigentlich ein Full Time Job, der es den Züchtern kaum erlaubt mal einen freien Tag zu nehmen, geschweige denn, einen längere Urlaubsreise zu unternehmen.

Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass dieser Bericht weitlaufend die Abläufe auf den meisten Farmen in Japan beschreibt. Es gibt je nach Region auch Unterschiede, wann, wie und wo mit etwas begonnen wird, aber im Grundsatz ist es immer das gleiche Spiel. Auch wann und wie lange das Abfischen dauert, ist von Farm zu Farm, Region und den Witterungsverhältnissen unterschiedlich. Zudem gibt es mittlerweile auch einige Farmen, die keine Naturteiche mehr benutzen und die Aufzucht nur noch in Gewächshäusern betreibt. So verbleibt mit den besten Wünschen, viel Gesundheit und der Liebe zu einem der schönsten Hobbys der Welt.

Ihr
mario unterschrift klein