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Teichwasser


Teichwasser, der Lebensraum unserer Nishikigoi…

Mit diesem Artikel will ich einmal ganz allgemein und einfach die Grundlagen über den Lebensraum der Nishikigoi, also den Teich und dabei explizit das Teichwasser und Management ansprechen. Dabei werden wir auch auf die wichtigsten Wasserparameter eingehen.

Wir halten unsere Tiere, um es einmal einfach auszudrücken, in einem beengten Raum genannt Teich. Mit viel Liebe und Hingabe versuchen wir dabei für die Nishikigoi optimale Verhältnisse zu schaffen. Das fängt bei der Fütterung an und hört beim Teichmanagement auf. Eines der wichtigsten Dinge dabei ist aber der Lebensraum der Tiere, also das Wasser.

Mit geeigneter Filtertechnik, UV-Anlagen, Belüftung und und und, wollen wir den Lebensraum unserer Tiere so optimal wie möglich gestalten. Dabei stellt sich aber immer wieder Frage, ob ein glasklares Wasser auch ein gutes Wasser ist. Diese Frage ist mit einem ganz klaren NEIN zu beantworten. Nun stellt sich die Frage, warum das denn so ist? Es gibt zig Faktoren, die dabei eine Entscheidende Rolle spielen. Auf die wichtigsten Faktoren will ich hier einmal kurz eingehen. Kurz, ja, denn man könnte darüber eine seitenlange Abhandlung, nahe zu einer Doktorarbeit schreiben.

Fangen wir einmal mit den allgemein bekannten Faktoren an. Wasserwerte sind entscheidend für das Wohlbefinden der Nishikigoi. Am Ende des Artikels werde ich dabei noch einmal auf die wichtigsten Parameter eingehen. Ein klares Teichwasser kann durchaus auch schädlich für die Tiere sein. Angefangen von Giftstoffen im Wasser, die man nicht sehen kann bis hin zu einem sehr geringen Sauerstoffgehalt, starken Temperaturschwankungen oder einem falschen pH-Wert. Karpfen sind sehr robust und verkraften im Vergleich zu bestimmten Aquarienfischen ein breiteres Spektrum an Wasserwerten und sind auch gegen Schwankungen in diesem Bereich unempfindlicher, trotzdem sollte man beim Teichmanagement darauf achten, diese Schwankungen so gering wie möglich zu halten.

Schauen wir uns einmal die Teiche in Japan an. Dabei müssen wir aber stark unterscheiden. Es gibt ja schließlich im Allgemeinen bekannt, drei Arten in Japan. Die Züchter haben dabei zum einen die Hälterungsanlagen in den Gewächshäusern und die Naturteiche, die Mud Ponds oder einfach übersetzt die Schlammteiche. Privatleute aber auch Züchter haben dann noch ihren Traumteich, den Sie hegen und pflegen. Nun stellt sich die Frage, warum ein Mud Pond ohne Filterung, meistens auch ohne Belüftung funktioniert. Die Antwort ist einfach und simpel zugleich. Wenig Fisch auf viel Wasser und die Natur mit ihrer Kraft und Biologie sorgt dabei für ein gutes Umfeld, damit die Tiere sich optimal entwickeln. Es gehört viel Erfahrung und Wissen dazu, so einen Teich optimal zu händeln. Diese Teich sind nicht klar, damit man jeden Kieselstein auf dem Boden sieht, sie sind aber von ihrer Qualität optimal auf die Nishikigoi abgestimmt.

In den Verkaufsanlagen sieht das ganze dann ganz anders aus. Viele Fische auf wenig Wasser. Hier gilt es besondere Vorsicht walten zu lassen. Wenig Futter, viel Wasserwechsel und eine optimale Hälterungstemperatur sorgen dabei für die Gesundheit der Fische. Bei den Showteichen oder auch Privatteichen ist es genauso wie bei uns. Man sorgt für optimale Bedingungen.

Nun, wie schon oben beschrieben ist ein klares Wasser nicht immer ein gutes Wasser. Es gibt im Teichmanagement viele Dinge zu beachten aber eines der einfachsten Dinge ist ein regelmäßiger und großzügiger Wasserwechsel. Dabei gilt zu beachten, dass es immer besser ist, einen Teil des Wassers abzupumpen und durch Frischwasser zu ersetzen, als ganz einfach immer Frischwasser zulaufen zu lassen. Ein Abpumpen und wieder Auffüllen sind dabei in etwa um den Faktor 6 bis 8 effektiver. Das heißt, dass ein einfacher Zulauf von Frischwasser und Ablauf über einen Überlauf in etwa die -6bis 8-fache Menge an Wasser benötigt, um denselben Effekt zu erzielen, als wenn man abpumpt und wieder auffüllt.

Einige Koiliebhaber schwören auch darauf den Teich im Frühjahr einmal einer Algenblüte zu unterziehen. Sie schalten dabei einfach im Frühjahr UV-Anlagen und, oder Ozonanlagen ab und lassen den Teich grün werden. Aus ihrer Überzeugung soll das besonders gut für das Immunsystem und die Farbentwicklung der Nishikigoi sein. Eine wissenschaftliche Studie, die das belegt, gibt es dafür nicht. Schaut man sich aber den Ursprung der Karpfen und deren Lebensraum genauer an, so kann man diese Schlussfolgerung durchaus nachvollziehen.

Bevor wir nun ganz allgemein noch auf die wichtigsten Wasserparameter schauen, noch einige Anmerkungen zum Wasser im Teich allgemein. Ein klares Wasser musss nicht immer ein gutes Wasser sein. Wasser verbraucht sich, besonders im Teich und dabei kommt es dann über die Zeit zu einer starken Anreicherung an Giftstoffen, oder wichtige Mineralien und Spurenelement werden verbraucht und sind einfach nicht mehr vorhanden. Das A und O beim Teichmanagement sind also regelmäßige und großzügige Wasserwechsel. Ich empfehle dabei meinen Kunden einen regelmäßigen Wasserwechsel von mindestens 20 Prozent in der Woche. Nach der Aussage von einem lieben Züchter aus Japan gibt es nicht zu viel Frischwasser im Teich, sondern eher zu wenig. Der Japaner spricht bei einem optimalen Wasser von einem Teichwasser, dass nicht unbedingt glockenklar ist, jedoch so einen bestimmten Schimmer oder Glanz hat, der so leicht ins bläuliche geht. Es ist nicht einfach zu beschreiben, aber Sie sehen es ja bestimmt selbst an ihren Fischen. Sind sie agil und erfreuen sich bester Gesundheit, so stimmt auch ihr Teichwasser und ihr Management. Dabei ist es vollkommen egal, wie klar ihr Teichwasser ist. Also nicht in Panik verfallen, wenn der befreundete Koiliebhaber eine Spur klareres Wasser hat.

Nun zu den wichtigsten Wasserparameter. Fangen wir mit dem pH-Wert an:
Er sollte zwischen 6.8 und 8.0 liegen, optimal wäre ein neutraler Wert zwischen 7.0 und 7.2. Unsere Nishikigoi verkraften sowohl hohe wie auch niedrige Werte recht gut, nur sollte ihr Teich keinen größeren Schwankungen des pH-Wertes unterliegen. Zu hohe oder auch zu niedrige Werte können bei den Tieren zu Verätzungen führen, die Kiemen und die Schleimhaut massiv schädigen und sogar letztendlich den Tod der Tiere verursachen.

Ein weiterer wichtiger Faktor in Sachen pH-Wert ist auch die Wasserhärte. Sie untergliedert sich dabei in zwei wichtige Werte in unserem Teich. Das ist die Gesamthärte und die Karbonathärte. Die Gesamthärte beinhaltet die Magnesium- und Kalziumkonzentration im Wasser und beeinflusst die Karbonathärte mit. Die Karbonathärte ist ein wichtiger Puffer für den pH-Wert. Ist Sie zu niedrig, so kann es zu einem pH-Wert Sturz im Teich kommen. Der Wert fällt dann in den weit sauren Bereich von unter 5 und die Tiere im Wasser sterben an Verätzungen der Kiemen. Im Teich sollte man immer die Karbonathärte im Auge behalten und dafür sorgen, dass dieser Wert nicht unter 5 fällt.

Der Sauerstoffgehalt im Wasser ist ein weiterer wichtiger Parameter für das Wohlbefinden der Fische. Er sollte immer über 5 mg/l liegen. Fällt der Wert unter diese Grenze kann das zu Soffwechselstörungen bei den Fischen führen. Sie können aufgenommene Nahrung nicht mehr verdauen und in Energie umsetzen. Die Kiemen werden zudem stark belastet, es kommt zu Kiemenschwellungen und im schlimmsten Fall sogar zu Kiemennekrose. Zusätzlich wird die Filterleistung am Teich massiv negativ beeinflusst. Fällt der Wert weiter, so sterben unsere Fische einen qualvollen Erstickungstod. Die Anlösung und somit die Anreicherung von Sauerstoff im Wasser ist zudem Temperatur abhängig. Einfach ausgedrückt bedeutet das, je kälter das Wasser, desto leichter löst sich der Sauerstoff im Wasser.

Ein starkes Fischgift und extrem gefährlich für unsere Fische ist Ammoniak und Ammonium. Welches dieser Fischgifte sich im Teich bildet hängt vom pH-Wert ab. Liegt dieser Wert unter 7, so entsteht
Ammonium, das in seiner Ionenform nicht ganz so schädlich ist wie Ammoniak. Über einem pH-Wert von 7 entsteht das hoch giftige Ammonium. Unsere Fische verdauen ständig Nahrung und geben dabei über die Kiemen Ammonium ab, was bei diesem Prozess entsteht. Zusätzlich sorgen Faulprozesse durch absterbende Pflanzen und Biomaterialien im Teich für die Entstehung dieses Fischgiftes. In einem guten Teichsystem sorgt aber der Filter mit seinen Bakterien in der Biostufe für einen sofortigen Abbau. Sowohl Ammonium wie auch Ammoniak sollte im Teichwasser nicht nachweisbar sein, der Grenzwert wird in der Fachliteratur meist mit 2 mg/l angegeben.

Ein weiteres extrem starkes Fischgift ist das Nitrit. Es entsteht durch den Abbau von Ammonium. Dabei wandeln Bakterien unter der Zunahme von Sauerstoff Ammonium und Ammoniak in Nitrit um. Dieses geschieht in unserem Teich im Filtersystem und ist auch unter dem Begriff Nitrifizierung bekannt. Auch dieses Fischgift sollte im Teichwasser nicht nachweisbar sein. Der Grenzwert liegt bei 0.2 mg/l.

Noch eine kleine Anmerkung zu Nitrit oder Ammonium im Teich. Oftmals wird als erste Hilfe Salz empfohlen. Das kann helfen, nimmt oder neutralisiert aber nicht das Nitrit. Dieses Fischgift liegt in Ionenform im Wasser vor und wird von den Tieren durch die Atmung mit den Kiemen aufgenommen. Gibt man nun Kochsalz ins Teichwasser so zerfällt dieses auch in Ionen. Dies bedeutet ganz einfach ausgedrückt, dass bei jedem Atemzug der Fische sowohl Nitrit- wie auch Salzionen aufgenommen werden. Es ist ein so genannter Verdrängungseffekt. Damit nehmen die Tiere bei jedem Atemzug weniger Nitrit auf und die Vergiftung wird verlangsamt, aber nicht aufgehalten.

Das Endprodukt der Nitrifikation in unserer Filteranlage ist das Nitrat. Es ist bei weitem nicht so toxisch wie Nitrit oder Ammonium. Der Grenzwert schwankt hier in der Literatur zwischen 50 und 100 mg/l. Nitrat ist sowohl ein Wachstumshemmer als auch ein sehr guter Pflanzendünger. Hohe Nitratwerte können also für ein extremes Wachstum von Algenarten verantwortlich sein.

Ammoniak, Ammonium, Nitrit und Nitrat sind Stoffe die ständig in unserem Teich entstehen. Sie entstehen durch die Verdauungsprozesse unserer Fische oder durch Fäulnisprozesse und den Abbau von organischem Material. In einem gut funktionierenden Teichsystem werden diese Stoffe aber durch die Filteranlage, verbunden mit regelmäßigen und großzügigen Wasserwechseln ohne Probleme unter den Grenzwerten gehalten. Hier liegt es an dem Betreiber des Teiches mit dementsprechende Pflege, Reinigung und Dimensionierung dafür Sorge zu tragen.

Kommen wir nun zum Phosphat. Dieser Stoff ist wichtig für die Verdauung und Verstoffwechselung von Futter bei unseren Tieren. Es beschleunigt aber auch das Wachstum der Algen. Der Grenzwert liegt bei 1.5 mg/l. Zuviel Phosphat kann zu einer Algenblüte im Teich führen.

Schwermetalle sind ein weiteres Problem im Teich. Kupfer und Quecksilber sei hier genannt. Auch diese Stoffe sind extrem fischgiftig und haben noch einen Nachteil. Diese Stoffe lagern sich in den Fischen an und werden nicht wieder ausgeschieden. Man sollte also sehr vorsichtig sein, wenn man Kupferleitungen für die Wasserzufuhr verwendet und diese Werte im Auge behalten.

Genauso verhält es sich mit Algenvernichter, die auf Zinkbasis aufbauen. Zinkoxid ist ein Pflanzengift, das sehr effizient Algen absterben lässt. Ist aber auch in einer höheren Konzentration fischgiftig. Zusätzlich nimmt die Fischgiftigkeit mit fallender Wassertemperatur zu. Dies gilt auch für Kupfer und Kupfersulfat.

Als Resümee sei vereinfacht gesagt:
In einem gut funktionierenden Teichsystem werden die Schadstoffe durch Mikroorganismen in unserem Filtersystem abgebaut und sind somit im Teichwasser nicht nachweisbar. Gute Pflege und reichlich Wasserwechsel unterstützen dabei das Filtersystem. Sollten sie trotzdem Nitrit, Nitrat, und Ammonium in ihrem Wasser haben, so sollten sie ihren Filter überprüfen. Meist sind hier die Probleme und Problemlösungen zu finden. Phosphat und andere Nährstoffe für Algen lassen sich durch einen gut bepflanzten Teil im Teich oder Bachlauf, der nicht von den Fischen erreichbar ist, heraus filtern. Hilfreich ist dabei die Binse, der Rohrkolben, Seerosen und Wasserlilie. Auch ein Pflanzenfilter kann dabei sehr nützlich sein.
Sauerstoff bringen sie am besten entweder auf natürlichem Weg, durch einen Bachlauf ein. Eine stetige Belüftung mit einer Luftpumpe ist unverzichtbar. Zusätzliche Luft = Sauerstoff in den Filterkammern, besonders in der Biostufe, sorgt für einen besseren Abbau der Schadstoffe durch die nitrifizierenden Bakterien im System.

Und noch ein kleiner Nachtrag, was die Wasserchemie am Teich noch so alles kann oder hervorruft. Dabei geht es jetzt um die Konditionierung der Fische. Das bestimmte Stoffe im Wasser unseren Tieren schaden haben Sie ja dem Text oben schon entnommen. Es gibt aber auch Stoffe, die den Tieren im Wasser guttun. So seien als erstes die Tonmineralien genannt. Sie können bei den Tieren nicht nur die Verdauung im Darmtrakt unterstützen, sondern sorgen auch für eine Regeneration der Schleimhaut und bringen somit die Farben der Tiere hervor. Zusätzlich können Sie das Immunsystem stärken. Genau so sieht es mit Kalzium und Magnesium aus. Diese beiden Stoffe beeinflussen die Härte des Wassers. Die Wasserhärte nimmt indirekt Einfluss auf die Farbgebung der Nishikigoi. Besonders das Sumi (Schwarz) wird im harten Wasser bei hohen Härtegrade intensiver und leuchtender.


Wie Sie sehen, gibt es Unmengen an Dingen beim Teichwasser zu beachten. Es gibt auch Unmengen an Dingen, die das Teichwasser beeinflussen. Ein alter Freund von mir hat mir einmal gesagt, Erlaubt ist immer was funktioniert und die Funktion eines Teiches beginnt mit einem optimalen Lebensraum für die Nishikigoi und das ist und bleibt nun mal das Wasser. Dem sei nichts mehr hinzuzufügen, außer, dass ein großzügiger Wasserwechsel oftmals besser und effektiver ist, als irgendwelche Mittelchen in den Teich zu schütten.

 


Ihr
mario unterschrift klein